Es ist ein immer noch anstrengend persistierender Irrglaube in unserer Gesellschaft, dass eine frei ausgelebte Sexualität jenseits unseres intellektuellen Daseins existieren muss. Als würden Bildung und Kultur eine Art Destillerie der Sinne sein, die über körperlichen Bedürfnissen erhaben sind und als würde der Geist das Untenrum nicht benötigen.

Einerseits zelebrieren wir holistische Gedankenkonzepte, glorifizieren die Omnipotenz multimedialer Möglichkeiten, aber andererseits wird Bumsen und Denken getrennt wie das Geschirr in einer jüdisch orthodoxen Küche. Ich halte es für allerhöchste Zeit, die lustvolle Fusion von Geist, Seele und Körper zu etablieren und uns daran zu gewöhnen, dass ein „entweder oder“ in unserem Leben viel seltener nötig ist als so oft geglaubt.

Wir leben erfreulicherweise in einer Zeit, die sich der Intersektionalität zunehmend öffnet, also bin ich voller Hoffnung, dass immer besser verstanden wird, dass das eine das Andere nicht ausschließt. Das poetischer Porno geht, hat ja schon Rainer Maria Rilke bewiesen, also können wir das auch.

Anna Genger, Gründerin von Pli

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